Angepasstes Verhalten in Zeiten von Pandemie und Erkältungswellen

Ausgebildete Infektionsschutz-Assistenten an der Albert-Schweitzer-Schule

Ihren Abschluss als „Infektionsschutz-Assistenten (Schule)“ haben sie schon seit Juli dieses Jahres in der Tasche, nun kam Prof. Dr. Klaus Peter Ebke vom Forschungszentrum Neu-Ulrichstein (FNU) mit den dazugehörigen Zertifikaten in die Albert-Schweitzer-Schule nach Alsfeld, um diese den Schülerinnen und Schülern zu überreichen und sich für ihr Interesse und Engagement in Sachen Hygiene und Infektionsvermeidung zu bedanken.

Im Sommer bereits hatten sie gemeinsam mit jungen Leuten aus anderen Schulen der Region an dem Pilotprojekt im FNU teilgenommen und unter Laborbedingungen, angeleitet von wissenschaftlichen Mitarbeiten der Forschungseinrichtung, zur Verbreitung von Bakterien und Pilzen geforscht – mit ganz praktischem Bezug: So wurden unterschiedliche Gegenstände fachgerecht beprobt – ein sogenannter Abstrich – und die Keime in Petrischalen angezüchtet. Die Weiterverbreitung bzw. Verminderung der Bakterien und Pilze mithilfe von Desinfektion wurde mit Versuchen ermittelt und dokumentiert. Ganz praktisch erlernten die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise, wie beispielsweise konsequente und gute Hände- und Flächendesinfektion helfen kann, die Verbreitung von Krankheitserregern zu vermindern. Zu den weiteren Aufgabenbereichen, die in dem dreitägigen Kurs für Mikrobiologie unterrichtet wurden, gehörten Grundlegendes zu Keimen, Infektionswegen und Infektionsgefahren, richtige Verhaltensweisen in einer Pandemie sowie der sachgerechte Umgang mit Mund-Nase-Bedeckungen.

„Unsere Schülerinnen und Schüler können nun in ihren Jahrgangsstufen die Funktion von Infektionsschutz-Assistenten wahrnehmen“, freut sich Schulleiter Christian Bolduan, der dieses Angebot an seiner Schule weiter ausbauen möchte. Dabei sei wichtig, dass diese ohne erhobenen Zeigefinger und nicht besserwisserisch auf ihre Mitschüler zugehen, sondern dass sie die Schulgemeinde auf ihre Art für die Bedeutung von Hygienemaßnahmen und deren Einhaltung sensibilisieren. „Auf Augenhöhe und der Peer-Group klappt das sicher besser, als wenn es einfach von oben bestimmt wird“, ist sich der Schulleiter sicher. Begleitet wird das Projekt an dem Alsfelder Gymnasium von den Biologie-Lehrkräften Dr. Ulrike Laube und Katja Körner, die auch die entsprechenden Wahlpflichtkurse leiten. „Wir planen in Zukunft, eine Klasse pro Jahrgang an das FNU zu entsenden, die nach dem Absolvieren des Kurses hier in der Schule die Aufgaben von Infektionsschutz-Assistenten wahrnimmt“, so Bolduan, denn nicht nur zu Corona-Zeiten sei gerade die Schule mit ihren vielen Menschen und Begegnung ein Ort, an dem sich beispielsweise auch Erkältungsviren vermehrt ausbreiten. Vertiefte Kenntnisse auf diesem Gebiet könnten sich durchaus positiv auf den Krankenstand an der Schule auswirken.

Die Ausbildung zum Infektionsschutz-Assistenten reiht sich in eine ganze Kette gemeinsamer Projekte mit der Forschungseinrichtung in Neu-Ulrichstein ein. Für die Albert-Schweitzer-Schule hat diese Kooperation eine große Bedeutung: „Das Arbeiten mit Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden unter Laborbedingungen schafft nicht nur einen großen Mehrwehrt für unsere Schülerinnen und Schüler, es stellt auch einen wichtigen Baustein in unserer MINT-Orientierung dar“, erläutert der Schulleiter: Das Dreieck aus Schule, Universität und Forschung biete großes Potenzial.

Das Konzept zu dieser Ausbildung hat das FNU speziell für Schülerinnen und Schüler entwickelt und dazu die pädagogische Expertise der Alsfelder Lehrkräfte mit eingebracht. Unter dem Stichwort „Qualifizierungsoffensive ‚Hygiene‘“ wurde es nun beim hessischen Kultusministerium eingereicht, um von dort eine Förderung erhalten. Erfolgreich war Ebke damit bereits auf der District-Konferenz der Rotarier. Hier wurde das Projekt als „Leuchtturm in der Region“ mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Hessenweit wollen die Rotarier nun dazu beitragen, weitere Schulen zu unterstützen, an denen die Ausbildung zum Infektionsschutz-Assistenten stattfinden kann.

„Ich bin besonders beeindruckt von der Studienleistung der beiden Lehramtsstudierenden Stefanie Jähn und Jana Steenbock der Universität Marburg. Im Rahmen ihrer Staatsexamensarbeit, die bei mir am FNU durchgeführt wird, haben sie das gesamte Konzept maßgeblich mitentwickelt und die Unterrichtsmaterialien altersstufengerecht entwickelt“, merkte Ebke abschließend an, als er Schulleiter Bolduan die erste fertiggestellte Arbeitsmappe übergab.

„Die Albert-Schweitzer-Schule passt gut in dieses Ansinnen, verfügen wir doch mit unseren Fachräumen und unserem hervorragend ausgestatteten Schullabor über die Möglichkeit, die notwendigen Versuchsanordnungen hier durchzuführen. Wir könnten dieses auch Schulen in der Region zur Verfügung stellen“, blickt Bolduan in die Zukunft, in der – so die Hoffnung – auch wieder gemischte Kurse zusammenarbeiten können. Doch auch in Zeiten wie diesen macht das Projekt Hoffnung: Es zeigt, dass in Krisen gute Ideen und nachhaltige Kooperationen wachsen können, die auch über diese Zeiten hinaus sinnvoll sind und Bestand haben.

Große Freude machte es Prof. Dr. Klaus Peter Ebke (links, stehend) vom Forschungszentrum Neu-Ulrichstein, den Absolventen des ersten Infektionsschutz-Kurses für Schulen die Zertifikate zu überreichen.

Text: Traudi Schlitt, Bilder: Christian Bolduan