
Mmmmh, Schulmilch!
Die Schulmilch: Wer sie mag, wie man sie trinkt und warum es sie überhaupt gibt
Sie gehört zum Schulalltag wie das Klingeln zur Pause und das fehlende Klopapier auf den Schulklos: Die Schulmilch ist seit Jahrzehnten aus den Theken oder Automaten der Schulmensen nicht wegzudenken. Sie ist nicht nur Durstlöscher und Hungerstiller, sondern bietet auch jede Menge Anlass zu Diskussionen, denn die Schülerschaft teilt sich streng: in Schulmilch-Fans oder Schulmilch-Verweigerer. Welche ist die beste Sorte? Ist sie wirklich gesund? Warum gibt es sie überhaupt und wie zeitgemäß ist sie heute, mehr als 40 Jahre nach ihrer EU-weiten Einführung, noch? Die Presse-AG, deren Mitglieder zum großen Teil Fans des flüssigen Pausensnacks sind, fragte nach und fand erstaunliche Fakten – sowohl in der Schule als auch außerhalb!
Warum Schulmilch?
Von Julia Rausch
Seit 1977 gibt es in der EU den beliebten Pausensnack. Von Berufsschule bis Kindergarten – überall gibt es die Milch. Im Moment geht die Nachfrage nach der Schulmilch zurück. Doch was gibt es eigentlich über sie zu wissen?
Früher wurde die Milch mit Kutschen ausgeliefert und die Kühe von Hand gemolken. Heute gibt es sie in Automaten, und die Kühe werden längst nicht mehr von Hand gemolken. Doch früher gab es die Milch nicht nur als Snack. Sie hatte eine ernste Aufgabe: Viele Kinder hatten Calciummangel, waren unterernährt oder bekamen kein Frühstück. Da bot sich die meist günstige Milch an. Jeder sollte die Chance haben, sich die Milch zu kaufen, denn sie steigert die Konzentrationsfähigkeit.
An vielen deutschen Schulen und in 40 Ländern weltweit gibt es den flüssigen Pausensnack. Viele Leute finden die Schulmilch wichtig, damit nicht so viele Kinder Cola, Limo oder andere Soft-Getränke trinken. Am 28.09 gibt es sogar den Welttag der Schulmilch.
Schulmilch in Zahlen
Von Milena Griesche
- 1977: Start der Schulmilch in Europa. (1)
- 2006/2007 wurden 305.000 Tonnen Milch in 22 Mitgliedsstaaten verteilt. (2)
- Von 1994 – 2012 ging der Schulmilchverbrauch um 60% zurück. (3)
- Im hessischen Durchschnitt trinkt jeder Schüler 1,14 Liter Milch im Schuljahr. (4)
Von 13 Millionen Schülerinnen und Schülern in Deutschland nehmen etwa 800.000 (= ca. 6%) am Schulmilchprojekt teil. (5)
Wo kommt die Schulmilch eigentlich her?
Von Fiona Ehrhardt-Gerst, Julia Rausch und Annegret Braun
Innerhalb ihres Schulprojektes wollte die Presse-AG natürlich auch Informationen von echten Profis. Sie schrieb die Firma Landliebe, den Lieferanten der Schulmilch, an und erhielt von der Leiterin der Abteilung Schulmilch Gabriele Johag viele Informationen zu den Fragen, die die AG ausgearbeitet hatte. Es ging um die Haltung der Milchkühe, um Verkaufszahlen und die eigene Meinung über den flüssigen Pausensnack.
Die Milch stamme von ausgewählten Bauernhöfen, meist Familienbetriebe, aus einem Umkreis von 150 km um die Kölner Produktionsstandorte, wie zum Beispiel dem Bergischen Land, dem Sauerland und vom Niederrhein. Qualitätskontrollen würden regelmäßig, teils auch unangemeldet in mehreren Ställen von den zuständigen Behörden, dem Veterinäramt, durchgeführt. Schwerpunkte in der Qualitätskontrolle seien Fütterung, Tierhaltung und Hygiene im Betrieb und bei der Milchgewinnung. Die Kühe würden in überwiegend hellen Boxen oder Laufställen in Kombination mit Weidegang gehalten; die Bauern ließen die Kühe nach draußen, wann immer das Wetter dies zuließe.
Bezüglich der Herstellung und Behandlung der Milch erfuhren wir, dass alle Milchsorten dieses Herstellers, also die Frisch-, ESL- und H-Milch homogenisiert sind, um das Aufrahmen (Abtrennung von Milch und Sahne) zu verhindern. (ESL-Milch ist länger haltbare Frischmilch.) „Die Milch wird dafür mit hohem Druck durch feine Düsen gepresst. Die Fettkügelchen werden dadurch mechanisch zerkleinert und gleichmäßig – homogen – in der Milch verteilt. Die homogenisierte Milch schmeckt vollmundiger“, erläuterte die Milchexpertin. Für sie ist Milch ein hochwertiges Lebensmittel, denn sie liefert Energie in Form von Milchzucker, Milchfett und hochwertigem Eiweiß, sowie wichtige Vitamine und Mineralstoffe, dazu jede Menge Flüssigkeit. Die Milch sei darüber hinaus ein bedeutender Calcium-Lieferant (120 mg pro 100 ml), das wichtig für den Aufbau und Erhalt der Knochen ist. Der Calcium-Bedarf von 13 bis unter 19 Jahre liegt (laut DGE Referenzwerte) bei 1200 mg pro Tag. Der tägliche Calcium-Bedarf eines Jugendlichen könne mit 425 – 500 ml Milch pro Tag (inkl. Milchprodukte und Käse) gedeckt werden, zitierte Gehag das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE). „Schon 1/4 Liter Schulmilch deckt zwischen 25 und 35 % des Calciumbedarfs von Kindern und Jugendlichen. Außerdem liefert sie einen Großteil aller Nährstoffe, die für die geistige und körperliche Fitness in der Schule notwendig sind. In Kombination mit einem weiteren Pausensnack wie z. B. Müsli, Obst oder einem belegten Vollkornbrot bedeutet dies: Energie pur!“, so die Milchexpertin, die hinzufügte: „Dementsprechend steigt umgehend nach dem Trinkgenuss die Leistungskurve beständig nach oben.“
Wie die Schulmilch an die Albert-Schweitzer-Schule kam…
Von Lea Hamel und Anne Schäddel
Eingeführt wurde die Schulmilch an der Albert-Schweitzer-Schule übrigens von der ehemaligen Schulleiterin Elisabeth Hillebrand. Die Presse-AG wollte wissen, was ihre Beweggründe waren und wie sie heute zur Schulmilch steht.
Seit wann gibt es Schulmilch an unserer Schule?
Seit ca. 15 Jahren wird die Schulmilch an dem Unterstufenstandort verkauft, zunächst aber noch nicht, wie heute, im Automaten. Mittlerweile gibt es die Milch auch am Oberstufenstandort.
Wissen Sie, warum die Schulmilch an unserer Schule teurer geworden ist?
Dies ist eine Vorgabe des Landes, damit unser Bistro mehr an der Milch verdient. Als die Milch noch 40 Cent kostete, bekam das Bistro nur sehr wenig von dem Verkaufspreis ab.
Haben Sie Vermutungen, welche Sorte die beliebteste ist?
Vanille, Schoko, Erdbeere, alle sind bestimmt gleich beliebt.
Gibt es Planungen zur Anschaffungen neuer Sorten?
Es wäre kein Problem neue Sorten anzuschaffen, Planungen gibt es allerdings noch nicht. Dazu müsste man ja auch wissen, welche Bedarfe bestehen.
Wann startete die Schulmilch an unserer Schule so richtig durch?
Das Milchprojekt startete mit der Durchsage „Hmm Milch“ gleich voll durch. (Die ist legendär und wird von Jahrgang zu Jahrgang weitererzählt. Anm. d. Autorinnen.) Ich habe die Milch mehrere Wochen mit Schülerinnen und Schülern in den Pausen richtig gut verkauft. Wir hatten einen Milchstand und die Käuferschlangen waren lang. Da Schülerinnen und Schüler zum Lernen in die Schule kommen und ich natürlich auch andere Aufgaben habe, haben wir den Automaten angeschafft.
Was hat damals für und gegen die Schulmilch gesprochen?
Dafür sprach, dass die Schulmilch ein gesundes Lebensmittel ist und den Körper mit wichtigen Bausteinen versorgt. Sie ist außerdem gut zu lagern und lange haltbar.
…nicht uneingeschränkt empfehlenswert
Die Presse-AG konnte auch die Oecotrophologin Dr. Sybille Braun für ein Interview über die Schulmilch gewinnen und erhielt wertvolle Informationen über ein Getränk, das eigentlich eine Mahlzeit ist.
Ist Schulmilch gesund oder eher für den Geschmack? Wie sehen Sie die Zutaten in der Schulmilch?
Milch und Milchprodukte sind wichtige Bausteine in einer ausgewogenen Ernährung. Sie enthalten den wichtigen Mineralstoff Calcium für Knochen und Zähne, Vitamin B2 für den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Aminosäuren und Fettsäuren sowie gut verfügbares Eiweiß für das Wachstum. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 3 Portionen Milch und Milchprodukte am Tag zu verzehren. Für Schulkinder zwischen 9 und 18 Jahren sind dies täglich 400 – 500 ml/g Milch und Milchprodukte.
Schulmilch der Geschmacksrichtungen Schoko, Vanille und Erdbeere sollten aber aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes zurückhaltend verzehrt werden. Diese enthalten neben dem natürlich vorkommenden Milchzucker (Laktose) auch extra zugesetzten Traubenzucker und Kristallzucker. Um das Risiko einer unerwünschten Gewichtszunahme und Karies zu reduzieren, empfiehlt die WHO, die Aufnahme an freiem Zucker in sämtlichen Lebensphasen auf unter 10 Prozent der täglich benötigten Energiemenge zu reduzieren. Gerade die jüngeren Gymnasiasten bevorzugen die Schulmilch – allerdings mag nicht jeder die normale Milch, sondern lieber Milch „mit Geschmack“. Mit einem 250 ml-Päckchen Schulmilch-Schoko nimmt ein 10-13-jähriger Schüler bereits die Hälfte der empfohlenen Menge an freiem Zucker auf. Das ist eine nicht unerhebliche Menge. Hinzu kommt ja noch der zugesetzte Zucker in Getränken, Süßigkeiten, Brot und Backwaren oder Fertiggerichten, die im Laufe des Tages noch verzehrt werden.
Was ist Ihre persönliche Meinung zur Schulmilch?
Diejenigen, die Milch mögen und auch gut vertragen, können die Milch trinken. Schulmilch liefert einen geeigneten Energieschub, um Müdigkeit und Leistungsabfall am Vormittag zu vermeiden. Das ist besonders für die Schüler und Schülerinnen wichtig, die zuhause nicht oder nicht richtig gefrühstückt haben. Schulmilch der Geschmacksrichtungen Schoko, Vanille und Erdbeere sollten aber aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes zurückhaltend verzehrt werden.
Haben Sie selber schon mal Schulmilch getrunken?
Ja. während meiner Gymnasialzeit wurde Schulmilch angeboten, allerdings nur normale Schulmilch und Kakao. Von meinen Eltern aus durfte ich mir aber nur die normale Schulmilch bestellen.
Wenn ja, was ist Ihre Lieblingssorte?
Ich trinke sehr gerne die normale Milch. Gelegentlich kaufe ich mir eine Schulmilch und wähle dann auch mal eine Schoko-Milch aus. Schulmilch mit Vanille oder Erdbeergeschmack schmeckt mir zu künstlich. Am leckersten ist für mich immer noch der selbst gekochte Kakao zuhause.
And the winner is: Schokolade!
Von Lis Römer und Amelie Krug
Zu guter Letzt fragte die Presse AG natürlich diejenigen, die sich wirklich mit der Schulmilch auskennen sollten – sie Schulmilchfans am Standort Schillerstraße. Hier fand am Ort des Geschehens – direkt im Bistro der ASS – eine Umfrage statt. Besonders heiß diskutiert wurde die Frage: Schokolade? Vanille? Oder Erdbeere?
Insgesamt nahmen 94 Schüler und Lehrer an der Umfrage teil, von denen 82 angaben, dass sie gerne Schulmilch trinken. Auf die Frage, welche die beliebteste Sorte sei, antworteten die meisten mit Schokolade, dicht gefolgt von Vanille; das Schlusslicht bildete Erdbeere. Die meisten der Befragten kaufen sich ein bis zwei Packungen Milch in der Woche. Ungefähr die Hälfte der Schüler erklärten, dass sie mit dem Milchpreis nicht zufrieden seien, obwohl das Bistro, auch nach der Erhöhung des Preises noch immer nicht besonders viel pro Milchpäckchen verdient. Viele Schüler wünschten sich auch andere Sorten, beispielsweise Karamell, Banane, Cookie, Himbeere oder normale Vollmilch. Über den Aspekt des Tierschutzes machten sich leider nur ein Drittel der Befragten Gedanken – Herstellung der Milch und Haltung der Milchkühe ist den meisten Schulmilchtrinkern egal.
Quellen: 1 http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/schulmilch-100.html, 1.2.2018, 14:00 Uhr www.meine-milch.de/milkipedia/schulmilch vom 1.3.2018, 7:20 Uhr. 2 https://www.topagrar.com/news/Rind-News-EU-baut-Schulmilch-Programm-aus-72730.html, 1.2.2018, 14:10 Uhr 3 https://www.food-service.de/maerkte/news/Immer-weniger-Schulmilch-5730. 1.2.2018, 14:20 Uhr 4 http://www.milchhessen.de/schulmilchsituation-hessen, 1.2.2018, 14:30 Uhr 5 http://www.milchhessen.de/schulmilchsituation-hessen, 1.2.2018, 14:40 Uhr
Eingestellt von Traudi Schlitt am 12.3.2018 / Fotos: Schlitt / Braun