• Verfasser: Traudi
  • Thema: Presse-AG
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Überraschende Einblicke in die Entstehung einer Tageszeitung

Die Presse-AG der Albert-Schweitzer-Schule zu Besuch in der Redaktion der Oberhessischen-Zeitung

Die in diesem Schuljahr neu zusammengestellte Presse-AG der Albert-Schweitzer-Schule besuchte letzte Woche die Redaktion der Oberhessischen Zeitung. Die sieben frischgebackenen Mitglieder der AG wollten wissen, wie die Zeitung gemacht wird, und trafen sich daher mit dem Redaktionsleiter Henning Irek. Zuvor hatten sie Fragen notiert, die sie ihm stellen wollten. Wie viele Mitarbeiter arbeiten hier? Wie viele Artikel kommen pro Tag in die Zeitung? Darf die Zeitung eine Partei bei der Wahl unterstützen? Diese und viele weitere Themen kamen bei dem Besuch zur Sprache.

Sie erfuhren, dass die Tageszeitung heute nicht mehr nur auf Papier gedruckt wird, sondern eine Website, eine App und verschiedene Social-Media-Kanäle betreibt. Dazu zählen Instagram, Twitter und Facebook. Die 12- bis 13-jährigen Schülerinnen vermissten hierbei jedoch Musical.ly, Tinder und Snapchat – Kanäle, die der Redaktionsleiter für die Zeitungsarbeit als weniger relevant erachtete.

Bei der Zeitung arbeiten ca. 16 Mitarbeiter – von der Verwaltung über die Anzeigenabteilung bis zur Redaktion. Außerdem schreiben viele freiberufliche Journalisten für die OZ, die täglich mit ca. 6.000 Exemplaren gedruckt wird. Dies passiert jedoch nicht in Alsfeld, sondern in der Druckerei in Gießen. Das Papier wird dort in fast 1.50 Meter hohen Rollen gelagert und besteht teilweise aus Recyclingpapier.

An einem großen Artikel arbeitet ein Journalist mehrere Tage, dazu gehören Recherche, Telefonate und Termine außer Haus. Fast genauso wichtig wie der Text sind die Bilder, die der Journalist selbst mitliefern muss. Zu den beliebten Themen bei den Lesern gehören Kinder, Verbrechen, Tiere und schwerwiegende Krankheiten, wie der Redaktionsleiter berichtete. Die Tageszeitung informiert über Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Lokales. Zusätzlich zu den eigenen Artikeln der OZ erreichen täglich ungefähr 120 per E-Mail eingesendete Beiträge von Lesern, Vereinen, Firmen, Schulen und vielen anderen Absendern die Redaktion, von denen dann 30-40 ausgesucht, überarbeitet und in die Zeitung übernommen werden. Auch dies ist die Aufgabe des Redakteurs.

Die Oberhessische Zeitung gehört zur Zeitungsgruppe Zentralhessen mit Sitz in Gießen. Diese wiederum gehört zur Verlagsgruppe Rhein Main mit Sitz in Mainz. Da die OZ auf den Mainzer Server zugreift, gelten hohe Sicherheitsbestimmungen, wie die erstaunten Jung-Journalistinnen erfuhren: Einfach mal so einen Stick in den Rechner stecken, ist nicht erlaubt: Ein Virus oder ein Absturz könnte das Erscheinen aller Zeitungen der Verlagsgruppe verhindern.

Zwei große Themen hatten die Schülerinnen noch mitgebracht: Was tun gegen Fake News? Und wie geht eine lokale Tageszeitung eigentlich mit der Bundestagswahl um?

Von Henning Irek erfuhren sie, dass Fake News gezielte Falschmeldungen sind, um damit ein bestimmtes Ziel, beispielsweise die Manipulation einer politischen Meinung, zu verfolgen. Ein unbeabsichtigter Fehler in einem Artikel aber, ein Fehler bei der Recherche, eine Verwechslung oder vielleicht ein falscher Name, gelten nicht als Fake News und werden in der Regel in einer Folgeausgabe richtiggestellt. Partei ergreifen für eine politische Meinung dürfe eine Tageszeitung nicht, führte Irek aus. Zwar seien die großen Tageszeitungen für eine politische Richtung bekannt, dennoch sei man zu Objektivität und Ausgewogenheit verpflichtet. So habe die OZ vor der Bundestagswahl alle hiesigen Kandidaten vorgestellt und zu Wort kommen lassen.

Die Bundestagswahl selbst ist für auch für eine Lokalredaktion eine spannende und arbeitsintensive Zeit, da gerade nach der Wahl die Ergebnisse und Wählerströme der Region analysiert und veröffentlicht werden. In diesem Jahr wurden ja am selben Tag auch der Landrat und einige Bürgermeister gewählt. Da die OZ den überregionalen Teil aber nicht selbst macht, fällt alles, was außerhalb der Region stattfindet, nicht in ihr Aufgabengebiet.

Bis zum Abend muss die OZ-Redaktion ihren Lokalteil fertiggebaut haben. Für ganz dringende Ereignisse steht ein Redakteur im Spätdienst bereit. „Spät am Abend läuft in Gießen die Druckerpresse an – zehn Minuten später sind alle 6.000 Exemplare gedruckt“, erklärte Irek dem erstaunten Besuch. Dann gehen die Zeitungen gemeinsam mit anderen, beispielsweise dem Lauterbacher Anzeiger, in die Verteilung, um schließlich in den sehr frühen Morgenstunden beim Leser auf dem Frühstückstisch zu landen.

Die jungen Damen zeigten sich beeindruckt von ihrem Besuch in der Redaktion. „Ich hatte es mir viel größer vorgestellt“, gab eine von ihnen zu bedenken und war überrascht, dass ein so kleines Team eine Zeitung machen kann. „Ich war begeistert, dass der Redaktionsleiter auf alle Fragen sofort eine Antwort hatte – auch zu politischen und aktuellen Themen“, äußerte sich eine andere.

In den nächsten Monaten werden die Mitglieder der Presse-AG nun ihre eigenen Themen bearbeiten. Viele Ideen haben sie schon gesammelt, und sicher wird man auch in der OZ ab und zu etwas davon finden.

Von Anni Braun, Fiona Erhardt-Gerst, Milena Griesche, Amelie Klug, Julia Rausch, Lis Römer, Anne Schäddel