• Verfasser: Traudi
  • Thema: Allgemein
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Unheimlich heimelige Lesenacht in der Alsfelder Stadtbibliothek

Klasse 5c der Albert-Schweitzer-Schule „erobert das Feld der Bücher“

Zwischen den Bücheregalen des alten Bücherei-Gebäudes, das einst eine Mädchenschule beherbergte, rollten sich an einem kalten Januarabend Fünftklässler des Alsfelder Gymnasiums in ihre Schlafsäcke. Von Schlafen würde allerdings noch lange keine Rede sein. Dafür hatte die Klasse 5c an diesem Abend zu viel erlebt.

Ausgangspunkt des ungewohnt nächtlichen Betriebs in der Stadtbücherei war die frisch geschmiedete Kooperation zwischen der Bibliothek und der Albert-Schweitzer-Schule im Oktober letzten Jahres. Nachdem alle Fünftklässler der ASS im Herbst innerhalb zweier Schnupperstunden die Institution Stadtbücherei und deren Möglichkeiten kennengelernt hatten, sollte diese, so die Vision der Initiatoren und Deutschkollegen, auch im Weiteren eine Rolle im Leben der Kinder spielen.

„Wenn man hier in diesen Räumen ist, kriegt man eine Riesenlust, ganz viele Bücher zu lesen.“ So erkannten die Kinder, dass der schnelle Zugriff auf eine große Anzahl interessanter Bücher und sonstiger Medien hier leichtgemacht wird, sodass auch die Quiz-Sammler von Antolin, dem web-basierten Programm zur Leseförderung in Schulen, gut auf ihre Kosten kommen, wenn sie öfter mal ihre Blicke in der Bücherei schweifen lassen.

Entstanden war die Idee einer Lesenacht im Rahmen einer Unterrichtseinheit „Spannende Geschichten schreiben“ im Fach Deutsch mit Alexandra Greifenhagen, und die Leiterin der Stadtbücherei Christina Jahn zeigte sich direkt aufgeschlossen: „Warum nicht hier? Das hatten wir noch nie.“

Ende Januar war es dann soweit. 29 Kinder, ihr Klassenleitungsteam Alexandra und Dirk Greifenhagen sowie Christina Jahn mit Michele Habermehl von der Stadtbibliothek trafen sich abends, Schlag 18.00Uhr, im Reich der Bücher.

Bei einem Buch-Casting mit Büchern als Models im Rampenlicht und den Kindern in der Jury wurde diskutiert, welches Buch nach Kriterien Titel, Cover, Klappentext am Ende das für die Mehrheit der Kinder ansprechendste ist und somit Genresieger wird. Hierbei eröffneten sich interessante Perspektiven auf das Leseverhalten der Jury und die Einflussfaktoren, die bei der Entscheidung für ein Buch eine Rolle spielen.

Da spannende Geschichten auch immer etwas mit dem Kitzel beim leichten Fürchten zu tun haben, wurden dann in einem Spiel persönliche Gruselfaktoren abgeklopft, bevor sich die Gruppe auf die Socken zu einem nächtlichen Stadtrundgang machte. Durch die alten Gassen der historischen Altstadt, vorbei an Schauplätzen des jüngsten Kinofilms „Wolfgäng“ huschten an diesem Abend also viele kleine Gestalten, um sich im Taschenlampenschein an besonders schauerlichen Stellen wie Walpurgiskirche, Klostergarten oder dem zugefrorenen Erlenteich einer Gespenster- und Spukgeschichte hinzugeben.

Nach dieser Frischluftkur ging es in der gemütlich warmen Bibliothek daran, sich gegenseitig in kleinen Kreisen aus dem Klassenlesebuch vorzulesen, das selbstgeschriebene spannende Geschichten aller Schüler enthielt und erstmals gebunden in den Händen der Kinder lag. Es ist das Ergebnis der Unterrichtsreihe, in der sich die Kinder aufgemacht hatten, Autoren zu werden und Schritt für Schritt zu lernen, wie man Leser fesseln kann. Nach langer Formatier- und Korrekturarbeit konnten alle stolz auf das Buch sein.

Dann wurden noch ein paar Lieder geschmettert und alle machten sich bettfertig, um schließlich pünktlich zur Mitternacht bei kuscheligem Werwolf-Spiel zusammenzusitzen oder zwischen den Regalen zu lesen und zu plaudern. Wie viel jeder letztlich geschlafen hat, das bleibt ein Geheimnis.

Jedenfalls konnten nach dem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen die Eltern Kinder abholen, die zwar wenig Schlag bekommen hatten, aber eine spannende Nacht lang Bücher, Geschichten und Gemeinschaft erlebt hatten.

Text und Bilder: Alexandra Greifenhagen