
Wie sieht die Zeitung der Gegenwart aus?
Wie sieht die heutige Zeitung aus? Diese Frage wird heutzutage oft gestellt. Um sich zu informieren, gibt es viele Möglichkeiten – neben der klassischen Tageszeitung – in Alsfeld beispielsweise die Oberhessische Zeitung – gibt es noch zahlreiche Optionen, wie zum Beispiel Onlineportale, für Alsfeld ist das Oberhessen Live. Die Presse AG der Albert-Schweitzer Schule hat sich auf den Weg gemacht, um herauszufinden, welche Rolle Print und Online in Alsfeld spielen. Um das zu beantworten haben, wir die Mitarbeiter in den Redaktionen von Oberhessen Live sowie die Oberhessische Zeitung interviewt.
Bei Oberhessen Live
Das seit Dezember 2013 bestehende Onlineportal Oberhessen Live wird von Thorsten Schneider herausgegeben und besteht ausschließlich online, doch auf diese Weise ist es sehr vielfältig. Die Zeitung ist auf allen möglichen sozialen Netzwerken präsent. Schnelligkeit spielt bei Onlineportalen eine große Rolle, da die Leser immer schnell informiert werden wollen und sollen und der Druck durch die Konkurrenten steigt. Doch darin liegt auch der große Vorteil gegenüber Print: Man kann einfach jede Nachricht sofort veröffentlichen und muss nicht auf den nächsten Tag warten. Doch die Schnelligkeit bringt auch viel Stress mit sich, gaben Chefredakteur Christian Dickel und Volontärin Luisa Stock zu bedenken. Um die Schnelligkeit zu gewährleisten, müssen die Mitarbeiter fast rund um die Uhr erreichbar und präsent sein, was manchmal ziemlich anstrengend sein kann. Drei feste Mitarbeiter und viele freie Mitarbeiter kümmern sich um die Inhalte, welche zu einem großen Teil auch von Vereinen oder Pressestellen stammen. Gesichtet und redigiert werden müssen aber auch diese Texte – nichts kommt ungesehen von Christian Dickel ins Netz.

Ein weiterer Vorteil, den Onlinemedien vorweisen, ist, dass sie Fehler im Nachhinein korrigieren können. Bei Flüchtigkeitsfehlern tun sie das manchmal auch einfach so. Größere inhaltliche Änderungen geben sie, falls das vorkommt, bekannt. Christian Dickel und Lusia Stock finden ihr digitales Medium vielfältiger als Printmedien, weil man online mehr Bilder und auch Videos einbringen kann. Die Abwechslung in den Darstellungsmöglichkeiten finden sie richtig gut. Sie finden auch, dass ein Online-Medium wie Oberhessen Live von der Kommentarfunktion lebt – dennoch: Manchmal nervt es sie auch, dass der kleinste Rechtschreibfehler noch kommentiert wird. Da man auf ihrer Seite anonym kommentieren kann, sind auch oft unangebrachte Kommentare dabei, die die Redakteure selbst nicht so gut finden. Allerdings steht für sie die Meinungsfreiheit an oberster Stelle.
Online-Zeitschriften sind übrigens nicht zwingend dem Pressekodex verpflichtet. Sie können sich diesem aber freiwillig unterwerfen, wie Christian Dickel ausführte und wie Oberhessen Live es auch tut.
Bei der Oberhessischen Zeitung
Unser nächster Besuch führte uns in die Redaktionsräume der Oberhessischen Zeitung. Im Gegensatz zu dem Onlineformat gibt es die Oberhessische Zeitung schon seit 1833, gegründet wurde sie von der Familie Ehrenklau. Hier arbeiten fünf Redakteure und zahlreiche freie Mitarbeiter. Redaktionsleiter ist Henning Irek. Mit ihm haben wir uns ausführlich unterhalten. Als Redaktionsleiter entscheidet er am Ende, welche Inhalte in die Zeitung kommen und welche nicht. Besprochen werden sie aber in einem sogenannten „Kreativpool“, in dem alle Redaktionsmitarbeiter mitwirken. Oft kommen die Themen der Zeitung von den freien Mitarbeitern, manchmal gibt es Tipps aus der Leserschaft, und natürlich kommen auch hier viele Presseinformationen an, die die Redaktion sichten muss. Darüber hinaus versucht die Redaktion, häufig auch eine Verbindung von großen, bundesweiten Themen zu Alsfeld zu finden, wie beispielsweise bei der Vogelgrippe. Manche Themen, wie Nachbarschaftsstreitigkeiten oder auch persönliche Bloßstellungen gehen aber gar nicht, wie Irek ausführte. Über die Inhalte kommt auch bei Print eine rege Diskussion mit den Lesern in Gang, wie zuletzt bei der Schließung der Babystation.

Aber was macht Print im Internetzeitalter noch attraktiv? „Zeitungen sind wie eine gute Gewohnheit. Man hat was in der Hand, und viele Menschen können Gedrucktes besser lesen“, findet Henning Irek. Inhaltlich sieht er den Vorteil, dass Zeitungen die Flut an Informationen vorsortieren – der Leser hat hier die Chance, alles, was er geboten bekommt, auch zu lesen. Doch auch eine Tageszeitung sei heute viel mehr als Print, führte der Redaktionsleiter an: Die Oberhessische Zeitung ist wie ein Onlineportal im Internet, auf Facebook und in den Sozialen Medien vertreten und spielt damit auf vielen Kanälen mit. Auch ein komplettes E-Paper – die ganze Zeitung also im Netz – gibt es von der „OZ“.
Die Zukunft
Dennoch kann man – stark verallgemeinert – sagen, dass die jüngeren Leserinnen und Leser sich eher online informieren. Wo also sieht der Redaktionsleiter einer Tageszeitung diese in 10 Jahren? „Die OZ als Informationsmedium wird es auch in 10 Jahren noch geben, sicherlich online, aber auch als gedruckte Version auf Papier“, ist Henning Irek sich sicher. Wie sich ansonsten der Markt entwickeln wird, sei jedoch schwierig vorherzusehen. Speziell die Finanzierung von Online-Medien sei ein großes Thema: Durch das riesige kostenlose Angebot habe sich beim Leser eine „Umsonstmentalität“ gebildet – das Gefühl, für Informationen nicht zahlen müssen. Doch guter Journalismus habe eben seinen Preis.
Eine spannende Frage also, die Christian Dickel von Oberhessen Live ganz anders beantwortet:
„Die Zeitung, wie wir sie heute kennen, wird es in zehn Jahren nicht mehr geben, oder ein Exotendasein fristen. Das soll aber nicht heißen, dass es die Verlage hinter den Zeitungen nicht mehr gibt. Lediglich die Vertriebswege und die Aufmachung von journalistischen Inhalten verändern sich. Selbst Druck-Erzeugnisse, die digitale Inhalte wiedergeben, sind denkbar. Da gibt es schon ein paar tolle Erfindungen, die ich aus heutiger Sicht für nicht marktfähig halte. Aber denken wir doch nur ein paar Jahre zurück. Ob sich dieses Internet je durchsetzen wird, ist heute immer noch ein oft gebrauchter Witz. Und es ist jetzt gerade einmal zehn Jahre her, als das erste Smartphone auf den Markt kam. Damals skeptisch beäugt, hat es innerhalb kürzester Zeit unsere Art der Kommunikation und die Nutzung von Medieninhalten rasant verändert. Die Zeitung wird sicherlich nicht aussterben, sich aber nachhaltig verändern. Auf absehbare Zeit wird nicht mehr auf Papier gedruckt.“
Unser Fazit:
Wir finden es gut, dass in einer so kleinen Stadt wie Alsfeld verschiedene Informationskanäle bereitstehen und jeder sich so informieren kann, wie er es will.
…kleines Glossar:
Zwei interessante Worte hatten wir bei unseren Interviews aufgeschnappt. „Redigieren“ und „Pressekodex“. Die müssen für eine Zeitung – egal ob online oder print – ja sehr wichtig sein. Hier erklären wir sie mal:
Redigieren
Redigieren ist die Arbeit eines Redakteurs. Dieser wiederum schreibt Texte entweder selbst oder liest sie Korrektur. Redigieren bedeutet, dass nicht nur Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung geprüft werden, sondern auch die inhaltliche Richtigkeit von Fakten und die Sinnhaftigkeit eines Textes. Das Wort kommt übrigens aus dem Lateinischen und bedeutet sinngemäß etwas in Ordnung bringen. Auf einen Text übertragen, heißt das, diesen druckfertig zu machen.
Pressekodex
Die Presse ist dem Pressekodex unterlegen, welcher kontrolliert, dass die Achtung der Wahrheit eingehalten wird und dass Falschmeldungen in angemessener Form korrigiert werden. Er schreibt außerdem vor, dass eine klare Trennung zwischen Werbung und redaktionellen Texten herrschen muss.
Sollten diese und andere Regeln nicht eingehalten kann der Deutsche Presserat eine öffentliche Rüge aussprechen, welche die betreffende Zeitung dann veröffentlichen muss.
Die Leser können Beschwerden einreichen, welche dann überprüft werden.
Von Lea Hamel, Jessica Schött, Milena Hevlik, Diyar Ilhan, Lukas Stier