Albert auf dem Kühlschrank für den 100-Prozent-Jahrgang
Albert-Schweitzer-Schule feiert mit 92 Abiturientinnen und Abiturienten den erfolgreichen Schulabschluss
„Abi heute – Captain Morgen“ – unter diesem Motto hatte sich der diesjährige Abiturjahrgang der Albert-Schweitzer-Schule versammelt und meinte damit sicher zum einen die Feierfestigkeit, zum anderen aber auch den Blick in die Zukunft: Schließlich könnten sie nun endlich von Matrosen ihres Lebens zu den Kapitänen werden.
Dieses Thema griff als erstes Schulpfarrerin Katja Dörge auf, die für alle Abiturientinnen und Abiturienten und ihre Familien am Tag vor der festlichen Zeugnisübergabe, die am Freitagabend in der Stadthalle stattfand, einen Gottesdienst in der Walpurgiskirche gestaltete, an dessen Programm sich viele der Schülerinnen und Schüler mit Musikbeiträgen beteiligten.
Am Abend der Verabschiedung begrüßte Oberstufenleiter Holger Palm die Absolventen und ihre Familien und Freunde in der vollbesetzten Stadthalle. Palm gratulierte allen 92 Abiturientinnen und Abiturienten zur bestandenen Reifeprüfung und dankte dem Organisationsteam des Abiballs, dass sich die Schulleitung mit der Zeugnisübergabe, die aus baulichen Gründen nicht im Schulstandort in der Krebsbach stattfinden konnte, hier anschließen durfte. „Es wird eine wahre Marathonveranstaltung, auf die wir uns sehr freuen“, so Palm, der das Wort direkt an den Schulleiter Christian Bolduan weitergab.
Für diesen schloss sich ein Kreis, wie er sagte, denn einige der heutigen Abiturientinnen und Abiturienten hatten ihre Laufbahn an der Albert-Schweitzer-Schule als Fünftklässler in seiner Klasse begonnen. „Es ist geschafft!“, freute sich der Schulleiter mit allen Anwesenden. Nicht immer hätten alle zu den Prüfungen angetretenen Schülerinnen und Schüler ihr Abitur bestanden: „Ihr seid ein wahrer 100-Prozent-Jahrgang“, rief er den stolzen Abiturientinnen und Abiturienten zu. Mit einem Durchschnitt von 2,12 – dem historisch besten Gesamtergebens an der Albert-Schweitzer-Schule – werde man wohl auch wieder über dem Landesdurchschnitt liegen, freute sich Bolduan über den starken Jahrgang, in dem sogar fünf Schülerinnen und Schüler die Traumnote 1,0 erreicht hatten. Dass all das möglich war, obwohl die jungen Leute sich während ihrer kompletten Oberstufenzeit mit den Beschränkungen der Pandemie konfrontiert sahen, würdigte Bolduan in seine Ansprache umso mehr. Er blickte zurück auf die Anfänge der Pandemie: Von der ersten Nennung der Erkrankung in den Nachrichten über den ersten und zweiten Lockdown, bis hin zu Schulschließungen, Homeschooling und ausgefallen Klassenfahrten und anderen Zusammenkünften. „Als Frischlinge in der Oberstufe fiel für die jungen Menschen alles aus, was diese wichtige Lebensphase prägt“, so der Schulleiter, der auch auf die Belastungen in den Familien blickte, die die Pandemie mit sich gebracht habe. Gleichwohl hätten sich unter dem Distanzunterricht auch viele Schülerinnen und Schüler gut entwickelt und neue Stärken gezeigt – das gute Gesamtergebnis dieses Jahrgangs belege dies eindrucksvoll. Dass auch die Schülerinnen und Schüler mit Problemen am Ende ihr Abiturzeugnis in Händen halten können, führte der Redner auch auf die Unterstützung seitens der Schule, in großem Maße auch der Schulseelsorge mit Pfarrerin Katja Dörge und der Schulsozialarbeit mit Lehrerin Christiane Kasper und weiteren Lehrkräften zurück. „Mit dem höchsten Schulabschluss, den man in Deutschland erreichen kann, tretet ihr nun eine neue Lebensphase ein“, richtete Bolduan das Wort direkt an die Absolventen. „Ihr habt die Chance und auch die Pflicht, euch für die Stärkung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung einzusetzen, für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen extremistische Tendenzen und für den Frieden. Getreu dem Namensgeber unserer Schule haben wir euch dazu die Fähigkeiten vermittelt.“ Damit die jungen Menschen überall auf der Welt sich an diese Aufgabe, an ihre Schulzeit und auch an den immerwährenden Heimathafen erinnerten, übergab die Schulleitung ihnen später gemeinsam mit den Zeugnissen einen Kühlschrankmagneten mit dem Konterfei Albert Schweitzers: klein, handlich und überall dort zu befestigen, wo sie jemals ihren Kühlschrank aufstellen.
Bolduan dankte in seiner Ansprache auch seinem Lehrerkollegium und dort insbesondere dem Schulleitungsteam, das sich mit großem Einsatz auch für diesen Abiturjahrgang verdient gemacht hat. Sein Dank galt auch den Sekretärinnen und den Hausmeistern. Den Anlass nutzte er, um Dr. Katja Müller als neues Mitglied in der Schulleitung vorzustellen.
Bevor die einzelnen Kurse aus den Händen ihrer Tutorinnen und Tutoren ihre Abiturzeugnisse erhielten, gab Schulpfarrerin Dörge das Ergebnis der Kollekte aus dem Abiturgottesdienst bekannt: Die 687 Euro würden aufgeteilt, so Dörge, und gingen zu gleichen Teilen an den Verein „Alsfeld erfüllt Herzenswünsche e.V.“, mit dem die Albert-Schweitzer-Schule schon lange gut zusammenarbeitet, und an die Schulsozialarbeit, um deren Aufgaben zu unterstützen.
Nachdem alle Abiturientinnen und Abiturienten ihre Zeugnisse erhalten hatten, konnten noch eine ganze Reihe Absolventen geehrt werden, denn: „Schule ist mehr als Unterricht“, betonte Christian Bolduan.
Zunächst trat Stadtrat Rolf-Peter Stein an das Rednerpult. Er überbrachte die Glückwünsche des Bürgermeisters und des Magistrats und hatte für einen besonderen Kurs eine besondere Auszeichnung mitgebracht. Mit einer Urkunde dankte die Stadt Alsfeld einem Kurs unter der Leitung von Michael Rudolf, der mit den Projekten „Alsfelder Stadtrundgang zwischen den Welten – von Hexen, Teufeln und anderem Kuriosen“ und „Eine Alsfelder Hexennacht von 1663“ dauerhaft zum touristischen Angebot und der Stärkung des Gemeinwesens in der Stadt beigetragen habe.
Die Preise der Fachschaften überreichten aus dem Schulleitungsteam Martin Wilhelm und Dr. Katja Müller. Diese gingen im Bereich Chemie – vergeben von der Gesellschaft Deutscher Chemiker an Thirza Elise Reibeling und Jana Weismüller. Im Fach Physik wurden von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Daniel Lerch, Corvin Luckhard und John-William Luis ausgezeichnet. Der Abiturpreis Mathematik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung ging an Annika Kömpf, Daniel Lerch und Henry Schier.
Im Anschluss an diese Ehrung wurden die Jahrgangsbesten mit einem Durchschnitt von 1,4 oder besser auf die Bühne gebeten und von der Schulleitung ausgezeichnet. Diese sind: Daniel Lerch, Annika Kömpf, Corvin Luckhard, Anna Pauline Jörg, Henry Schier, Ole Lennart Daum, John-William Luis, Liv Jette Oeppert, Thirza Elise Reibeling, Paul Amadé Steinwandter, Jana Weismüller, Bastian-Nicklas Kleintges, Norbert Isakow, Daniel Merle, Paul Luca Neusel, Ellinor Rahel Wahby, Emanuele Antonio Fontana, Nele Jungermann, Lorenz Rüdiger und André Schlosser.
Für die Jahrgangsbesten sprachen sodann Daniel Lerch und Annika Kömpf. Sie blickten zurück auf eine Schulzeit, in der sie von kleinen, unwissenden und ängstlichen Fünftklässlern zu selbstbewussten jungen Erwachsenen geworden sind. Sie hätten Freunde gefunden, Erinnerungen gesammelt und könnten vieles mit hinaus ins Leben nehmen, das ihnen keiner mehr nehmen könne. Diese Erfahrungen hätten ihnen auch gezeigt, dass man neue Situationen gut bewältigen könne, sie für die Zukunft und die neuen Herausforderungen gestärkt. Sie berichteten von einer offenen, zugewandten Schulgemeinde. Besonders die letzten beiden Jahre seien „kein Zuckerschlecken“ gewesen, sondern chaotisch und lehrreich gleichermaßen. Mit all dem Gelernten und den Erfahrungen könnten sie nun Captain des eigenen Lebens werden und neuen Freundschaften und Erinnerungen entgegengehen. Lerch und Kömpf dankten den Lehrkräften der Schule und besonders ihren Familien dafür.
Eine letzte große Ehrung hatte schließlich noch Otfried Heineck, Past Präsident des Rotary Club Alsfeld, im Gepäck. Er überreichte den mit 300 Euro dotierten Schulsozial-Ehrenpreis an Paul Amadé Steinwandter. Eine lange Liste sozialen Engagements hatte Heineick für den Preisträger notiert: Gesellschaftspraktikum im Seniorenheim und dort insbesondere die Arbeit mit Demenzkranken, die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen, die Arbeit mit Geflüchteten in der Hessenhalle, die Mitwirkung bei der Sachspendenaktion der Schule, die Unterstützung einer behinderten Lehrkraft. Er bescheinigte Steinwandter große Empathie und unterstrich dessen Engagement für die Schulgemeinschaft als Mitglied in der SV und im Abi-Orga-Team.
Nach diesem offiziellen Teil des Abends und dem gemeinsamen Essen startete der Abiturjahrgang seinen Ball mit einem langen Programm, das Paul Amadé Steinwandter, Aaron Schneider und Serena Horst moderierten. Sie gingen noch einmal auf das Motto ihres Jahrgangs ein, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beinhalte. Als ersten Programmpunkt stellten sie den Abi-Chor unter der Leitung von Thirza Reibeling und Christina Hofmann vor. Die Abiturientinnen und Abiturienten hatten standesgemäß das Stück „Ein Hoch auf uns“ einstudiert und gaben „And we danced“ zum Besten – gutgelaunt, mit einer besonderen Solo-Performance und inhaltlich passend zum Anlass.
Danach überreichten die Absolventen allen Leistungskursleitungen Geschenke zum Abschied. Für jede und jeden von ihnen hatten sie häufig sehr persönliche Gaben ausgesucht und fanden wertschätzende Worte des Dankes. Alle kleinen Ansprachen – auch die Repliken der Lehrkräfte – zeugten von einer schönen Oberstufenzeit, von einem respektvollen und freundschaftlichen Umgang, an den sich alle noch lange erinnern werden.
Mit verschiedenen weiteren Lied- und Bildbeiträgen, einer Rede, dem unvermeidlichen Lehrerranking und dem noch unvermeidlicheren Lehrertheater schritt der Abend in der Stadthalle voran. Bis schließlich das Männerballett den Höhepunkt einläutete und danach den Dancefloor freigab. Die Abiturientinnen und Abiturienten feierten noch lange in dem Bewusstsein, dass es diesen Abend und diesen Anlass nie wieder geben wird.
Text und Bilder: Traudi Schlitt
außer:
Copyright Jahrgangsfoto: Maxime Bohn
Copyright Gottesdienst: Katja Dörge