Besondere Aufgabe sehr gut gemeistert

Kevin Treiber ist bester Vorleser der Albert-Schweitzer-Schule

Gespannt warteten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 6 an diesem Dienstagmorgen im Dezember in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule im Mittelstufenstandort auf ein ganz besonderes Ereignis: Ihre Mitschüler Erik Köhler, Kevin Treiber, Lina Roth und Yonah Pokorny – allesamt Klassensieger im Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – waren zum Schulwettbewerb angetreten. Und natürlich wünschte jede Klasse ihrem Vertreter den Sieg. Über den zu entscheiden hatte die Jury – besetzt mit Expertinnen in Sachen Lesen: Christina Jahn, Leiterin der Stadtbücherei Alsfeld, Johanna Mildner, Inhaberin der Buchhandlung Lesenswert, Vanessa Wolf, Deutschlehrerin, und Lina-Sophie Pohl, Abiturientin mit Deutsch-Leistungskurs.

„Das wird keine leichte Aufgabe für die Jury“, waren sich Schulleiter Christian Bolduan und Roland Stoll, Koordinator des Wettbewerbs, bei ihrer Begrüßung einig, schließlich waren hier die Jahrgangsbesten am Start. Zwei Texte müssen die Vorleser beim Wettbewerb präsentieren: zum einen einen Auszug aus einem Buch, das sie selbst ausgewählt haben. Zum anderen müssen sie aus einem unbekannten Text lesen und unter Beweis stellen, dass sich nicht nur fehlerfrei lesen können, sondern auch den Inhalt ein wenig vorhersehen und ihre Betonung entsprechend anpassen können. Dabei dürfen weder der eigene noch der Fremdtext übertrieben dargeboten werden. Neben diesen Kriterien hatte die Jury darauf zu achten, ob sicher und flüssig gelesen wird, ob die Aussprache deutlich ist und die Betonung zum Sinn passt. Des Weiteren geht es auch um die Interpretation des Textes: Ist der Vortrag lebendig und nuancenreich, ohne gekünstelt zu wirken? Bekommt die Handlung durch die passende Betonung eine besondere Dynamik? Bewertet wird bei den mitgebrachten Texten auch die Auswahl der Textstelle: Kann man ihr folgen, obwohl man die Umstände nicht kennt? Passt die Zeitplanung von drei Minuten? Und macht die Stelle auch neugierig auf das Buch?

Was die vier Vorleser beim eigenen Text noch üben konnten, das wurde beim Fremdtext besonders anspruchsvoll – doch alle vier zeigten der Jury und dem Publikum, dass sie dieser Herausforderung gewachsen waren. Und so hatte die Jury viel Beratungsbedarf, als sie sich nach den beiden Vorlesedurchgängen in die Mediathek zurückzog, um ihre Aufzeichnungen zu vergleichen und den Schulsieger oder auch die Schulsiegerin zu ermitteln.

Währenddessen konnten die Schülerinnen und Schüler im Publikum ihre Ungeduld mit dem soeben Gehörten besänftigen: Viele schöne Bücher hatten sie kennengelernt: Erik Köhler hatte sich Max Grüns Klassiker „Die Vorstadtkrokodile“ ausgewählt, Kevin Treiber stellte mit „Die Wächter von Astaria: Der letzte Paladin“ ein Fantasy-Buch vor, das auch bereits Klassiker-Status hat. Mit „Zweimal Marie“ hatte Lina Roth sich ebenfalls eines Klassikers angenommen, wenn auch nur indirekt: Die Geschichte zweier Zwillingsschwestern, die sich im September 1989 kurz vor dem Mauerfall zufällig in Ungarn treffen, geht auf Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ zurück. „Beast Quest Bd. 1“ hatte Yonah Pokorny ausgewählt. Auch er hatte sich damit für eine sehr erfolgreiche Fantasy-Reihe entschieden. In diese Sparte fiel auch der Fremdtext, den Roland Stoll für die Vorleser ausgewählt hatte: „Animox – Das Heulen der Wölfe“ lud einmal mehr dazu ein, fantastische Welten zu entdecken.

„Der Vorlesewettbewerb ist viel mehr als ein reines Messen, wer am besten vorlesen kann“, so Roland Stoll zu der Bedeutung des Wettbewerbs, „vielmehr macht er Lust auf Literatur, aufs Selberlesen und darauf, Bücher zu entdecken.“ Und wer liest, hat einfach mehr vom Leben – darin sind sich zumindest alle Leseratten und die Organisatoren des Wettbewerbs einig.

„Wir haben es uns nicht leichtgemacht“ – Mit diesen Worten trat zum Abschluss des Wettbewerbs die Jury vor das Publikum und die Vorleser. „Doch wir mussten einen Sieger bestimmen und konnten uns nach einer intensiven Beratung auch einigen.“ Den Namen des Schulsiegers gab Roland Stoll bekannt: Kevin Treiber ist in diesem Jahr der beste Vorleser der Albert-Schweitzer-Schule. Er wird das Gymnasium im kommenden Frühjahr beim Regionalentscheid vertreten und dann die ganze Schule hinter sich wissen. Roland Stoll betonte. „Ihr wart alle sehr gut. Vor einem großen Publikum zu lesen, ist eine besondere Aufgabe, die ihr mit Bravour gemeistert habt.“. Aus diesem Grund erhielten alle vier eine Urkunde und einen Büchergutschein – damit kann die Lesefreude für diese vier schon einmal weitergehen. Alle anderen können die vorgestellten oder andere Bücher noch auf ihren Wunschzettel schreiben. Denn Bücher – so hört man – bringt das Christkind besonders gern!

Text und Bilder: Traudi Schlitt