Duales Studium – wie es geht, was es bringt und wie man am besten rankommt
Studierende und beantworteten Fragen und stellten ihre Studiengänge vor
Sie sind die Abiturientinnen und Abiturienten des nächsten Jahres: Die Schülerinnen und Schüler der Q2 der Albert-Schweitzer-Schule sollten sich langsam Gedanken machen über ihren weiteren Werdegang, denn eine frühe Orientierung erhöht die Chancen, einen Ausbildungs- oder Studienplatz der Wahl zu gewinnen. Ganz besonders gilt dies für einen Dualen Studienplatz: Mit einer Vergütung direkt von Beginn an, mit einer großen Übernahmewahrscheinlichkeit nach Abschluss des Studiums und mit der Möglichkeit, gleichzeitig auch eine Ausbildung zu machen, bieten Unternehmen ihren dual Studierenden viele Vorteile – umso gesuchter sind diese Plätze.
Wie unterschiedlich die verschiedenen Studiengänge aussehen können und welche Möglichkeiten und Perspektiven sie bieten, darüber sprachen vor wenigen Tagen Studierende im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit den Schülerinnen und Schülern der Q2 der ASS. Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung des Gymnasiums, vertreten durch Oberstufenleiter Holger Palm, in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit, die mit ihrem Berater für akademische Berufe Michael Rausch vor Ort war. Dieser führte auch in die Veranstaltung ein. Zunächst informierte er über Zulassungsmöglichkeiten und Abschlussperspektiven: Sowohl ein Bachelor- als auch ein Masterabschluss sind möglich. Kennzeichnend für ein Duales Studium ist die Verbindung von Praxis und Theorie: Praxisphasen in den Betrieben wechseln sich mit den Semestern oder Trimestern an den Hochschulen ab. Auch eine integrierte Ausbildung ist möglich, sodass man Ende zwei Abschlüsse haben kann. Duale Studiengänge werden hauptsächlich in den Bereichen Informatik, Wirtschaft, Ingenieurwesen und Sozialwesen angeboten, so Rausch. Interessenten sollten neben einem guten Notenniveau, speziell in den studienbezogenen Fächern, auch in den Einstellungstests und Assessmentcentern gut abschneiden. „Doch auch Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Motivation und Mobilität spielen eine Rolle“, führte der Experte aus, der auch einen Überblick über die Angebote der Hochschulen vor Ort gab.
Von ihren eigenen Erfahrungen berichteten sodann Sophia-Jutta Ewald (Tanner Diakonie gGmbH), Florian Weigel (Kamax Holding GmbH), Tim Rudolph (Bickhardt Bau AG), Mirco Hofmann (Bickhardt Bau AG) und Steffen Mohr (Agentur für Arbeit Gießen). Sie boten einen guten Überblick über mögliche Ausbildungen und Werdegänge:
Tim Rudolph kam nach einer Ausbildung zum Baustoffprüfer, die er bereits bei Bickhardt Bau absolviert hatte, zum Dualen Studium im Bauingenieurwesen. Wie die anderen berichtete er von seinem Studium, das er an der THM am Standort Bad Hersfeld absolviert. Sein Kollege Mirco Hofmann kam nach einer Ausbildung zum Straßenbauer zum Dualen Studium. Beide waren sich einig, dass eine Ausbildung eine ideale Voraussetzung für ein Studium ist. „Man hat im Beruf viele Vorteile, wenn man einen Praxisbezug hat, der auch im Dualen Studium von großer Bedeutung ist und dort noch vertieft wird.“ Ebenfalls bereits eine Ausbildung brachte Sophia-Jutta Ewald mit in ihr Duales Studium: Die gelernte Heilerziehungspflegerin studiert jetzt Soziale Arbeit und ist froh, damit auch ihr Einkommen sicherzustellen – ein großes Plus beim Dualen Studium. Steffen Mohr berichtete davon, dass er es sich mit der Auswahl seiner Ausbildung nicht leicht gemacht habe. Nach dem Dualen Studium des Arbeitsmarktmanagements, das er bei der Arbeitsagentur absolviert, werde er in die Beratung gehen: Kommunikation, Kontakt mit Menschen, nicht nur am Schreibtisch sitzen: All das liege ihm, so Mohr. Eigens für das Duale Studium in den Vogelsbergkreis gekommen ist Florian Weigel. Er ist gelernter Zerspanungsmechaniker und studiert dual als Student der Kamax GmbH Maschinenbau.
Alle fünf berichteten über die verschiedensten Werdegänge: Ausbildung, FSJ, Berufsberatung, Zeitungsannoncen – viele Wege können einen Plan für eine Ausbildung oder ein Studium nach sich führen und verschiedene Beweggründe können genau für ein Duales Studium sprechen. Deutlich wurde, dass neben Beharrlichkeit hier und dort auch Glück und gute Beziehungen, die man beispielsweise bereits während eines Praktikums knüpfen kann, von Bedeutung sein können. Wichtig sei auch, sich bei einer Bewerbung gut zu präsentieren, rieten die Studierenden den anwesenden Schülerinnen und Schülern. Man solle bereits im Anschreiben auch Dinge angeben, die über Schule hinausgingen – Praktika, Interessen, Ehrenämter, besondere Fähigkeit, Auslandsaufenthalte – und sich auf Gespräche und Assessment Center vorbereiten und wissen, mit welchem Unternehmen man es zu tun habe. „Bewerbt euch, so oft ihr könnt, und stellt euch den Auswahlverfahren, um auch hier Erfahrung zu sammeln“, so ein Rat aus der Runde. Ob lockeres Gespräch in entspannter Umgebung oder anstrengende Befragung durch eine ganze Gruppe: Man solle sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, lautete der Tenor der von den fünf geschilderten Erfahrungen. Die Studierenden gaben den interessierten Schülerinnen und Schülern auch Auskunft über ihr Einkommen und die Übernahme- und Zukunftsperspektiven. Auch für spezifische Fragen standen sie nach der Gesprächsrunde noch zur Verfügung. Und sie boten an, in Kontakt zu bleiben, denn auch Netzwerkarbeit gehört mit zu Erfolg im Job.
Text und Bilder: Traudi Schlitt