Neue Bäume für jungen „Abi-Klima-Wald“

Lehrkräfte der Albert-Schweitzer-Schule pflanzen Zederarten im Hattendorfer Forst

Im letzten Jahr ist er gestartet, der Abi-Wald der Albert-Schweitzer-Schule. Nicht nur, weil coronabedingt keine größeren gemeinsamen Aktionen zum Abitur möglich waren, sondern auch weil der Abi-Jahrgang 2020 für alle sichtbar ein Zeichen setzen wollte, dass junge Menschen auch jenseits von Klimademonstrationen aktiv für den Klimaschutz werden können. Die Idee der Schule war geboren, diesen Wald Jahr um Jahr wachsen zu lassen, gemeinsame, nachhaltige Erinnerungen zu schaffen und auch einen Treffpunkt für Abiturjubiläen.

In diesem Jahr ist nun noch einmal alles anders an der Albert-Schweitzer-Schule: Noch immer ist die Corona-Pandemie alltäglicher Begleiter, doch in diesem Jahr fehlt obendrein der Abiturjahrgang. Nach dem Wechsel von G9 zur G8 machten im Jahr 2012/2013 gleich zwei Jahrgänge ihr Abitur, kurz bevor die Schule zurückkehrte zu G9. Dies führt dazu, dass in diesem Jahr keine Abiturprüfungen an dem Alsfelder Gymnasium stattfinden. Der Schulwald indessen sollte weiterwachsen, und so sprang vor kurzem ein Lehrerteam ein, das, bewaffnet mit Spaten und Handschuhen und unterstützt von Revierförster Tobias Behlen, 65 Setzlinge in das Waldstück im Hattendorfer Forst pflanzte.

Das Neue daran: Nicht die klassischen hessischen Baumarten kamen hier zum Einsatz, sondern Libanonzedern, Himalayazedern, Wildäpfel und Wildbirnen. „Die Zedernarten sollen uns helfen, Erfahrungen mit nichteinheimischen Baumarten zu sammeln“, erläutert Förster Behlen. „Sie weisen eine hohe Trockenheitstoleranz auf und eine breite Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bodensubstrate und Nährstoffverfügbarkeiten. Außerdem können sich diese Baumarten noch gut gegen Schädlinge zur Wehr setzen, da diese sich noch nicht an die Zedern angepasst haben.“ Auf diese Weise entsteht mit dem Abi-Wald auch ein experimenteller Klimawald, in dem Erkenntnisse über die zukünftige Bepflanzung von hessischen Wäldern gewonnen werden sollen. Ein kleiner Waldabschnitt wie der in Hattendorf ist dafür ideal: „Die Ausbringung dieser Baumarten ist nicht auf der breiten Fläche möglich, da wir noch nicht wissen, welche Einflüsse sie auf die bestehende Flora und Fauna nehmen werden“, so Behlen, „daher sind wir derzeit für einen überschaubaren Anbau unter kontrollierten Bedingungen.“ Mit den Wildäpfeln und Wildbirnen wurden Frühblüher eingebracht, die nicht nur die Insektenvielfalt steigern sollen, sondern auch die Nahrungsvielfalt.

„Wir wollen mit dieser Aktion ein sichtbares Zeichen setzen, dass wir dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen haben“, sagt Schulleiter Christian Bolduan zu dem Projekt. Er war bisher bei allen Pflanzungen mit dabei und ist mit Förster Behlen einer Meinung, wenn diese sagt: „Anstatt freitags nicht in die Schule zu gehen, gehen wir samstags in den Wald“. Mit der Beteiligung der Umwelt-AG, die das Gymnasium in einer Kooperation mit der Geschwister-Scholl-Schule anbietet, sowie eventuell auch der Biologie-Kurse will die Albert-Schweitzer-Schule sich künftig intensiver und noch sichtbarer für eine aktive Gestaltung des Klimaschutzes einsetzen. „Dafür brauchen wir genau solche außerschulischen Lernorte wir den Abi-Klima-Wald und Partner wie HessenForst“, freut sich Bolduan über die gelungene und zukunftsorientierte Zusammenarbeit.

Auf einer Fläche von bisher 2000 Quadratmetern stehen die neuen Sorten nun gemeinsam mit den Flatterulmen und Elsbeeren aus dem Vorjahr. Diese haben sich gut entwickelt und sind jetzt ausgeschlagen – sehr zur Freude der Schulgemeinschaft. Gemeinsam mit den neuen Anpflanzungen soll hier eine bunte, zukunftsweisende Aufforstungsfläche entstehen, begleitet von einer dauerhaften Kooperation der Albert-Schweitzer-Schule mit HessenForst. Und natürlich von allen zukünftigen Abiturjahrgängen: Die Abiturientinnen und Abiturienten des nächsten Jahres können also schon mal die Spaten suchen.

Text: Traudi Schlitt, Bilder: Dirk Stepf