• Verfasser: Traudi
  • Thema: Presse-AG
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Weihnachten ökologisch und bewusst – geht das?

Eine kleine Themensammlung der Presse-AG

Von Charlotte Knauf, Jörn Sündermann und Traudi Schlitt

Alle Jahre wieder stellen sich zu Weihnachten viele Fragen – auch die nach dem Weihnachtsbaum: Will man einen? Und wenn ja, welcher darf es sein und woher soll er kommen? Und wie wird er geschmückt?

Wenn man es genau nimmt, stellen sich diese Fragen – zumindest ansatzweise – schon seit vielen hundert Jahren: Der uns heute geläufige Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung nämlich wahrscheinlich in der heidnischen Tradition. Zur Zeit der Wintersonnenwende holte man sich sogenannte Wintermaien ins Haus. Diese grünen Zweige waren ein Zeichen des Lebens, sollten Wintergeister vertreiben und versprachen Schutz und Fruchtbarkeit. Der Weihnachts- oder Christbaum ist das weltweit bekannteste Symbol des Weihnachtsfestes. Dabei ist der Brauch, einen geschmückten Nadelbaum aufzustellen – verglichen mit der über 2000 Jahre zurückliegenden Geburt Christi – noch recht jung. Wer den Weihnachtsbaum in der Geburtsgeschichte Jesu sucht, wird ihn dort nicht finden. Erst im 15. Jahrhundert wurden die ersten Christbäume aufgestellt: Im Jahr 1419 soll die Bäckerschaft aus Freiburg einen grünen Nadelbaum mit Lebkuchen, Äpfeln, Früchten und Nüssen behängt haben. Wenn das stimmt, könnte dies der erste Weihnachtsbaum der Welt gewesen sein. Auch von anderen Orten wird in der Folgezeit von dekorierten Tannenbäumen berichtet. Martin Luther und andere Reformatoren erklärten ihn damals zum Weihnachtssymbol der Protestanten, dagegen gehörte die Krippe lange Zeit nur zur katholischen Weihnacht. Den ersten von Kerzen erleuchteten Baum soll übrigens die Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien im Jahr 1611 geschmückt haben. Im 18. Jahrhundert schließlich soll sich der Brauch des Weihnachtsbaums bei hohen Beamten und wohlhabenden Bürgern durchgesetzt haben. Offenbar gefiel er vielen Menschen und eroberte im 19. Jahrhundert ganz Europa und Nordamerika. Die Nachfrage wurde vermehrt durch schnellwachsende Fichten und Tannenbäume gedeckt, und der geschmückte Weihnachtsbaum wurde nach und nach zum festem Bestandteil von Weihnachten.

Weihnachten ohne Baum? Wohl kaum!

Den Baum wieder aus dem weihnachtlichen Geschehen zu entfernen, dürfte schwierig sein, selbst wenn man es ökologisch und vernünftig erklären könnte, findet der Kulturanthropologe Markus Tasuchek. Viel zu sehr sei er mit Erinnerungen und Emotionen behaftet und viel zu sehr tue auch die Konsumindustrie ihren Teil. Und gerade in unsicheren Zeiten wie diesen seien Vorstellungen von Heimeligkeit und Ritualen von großer Bedeutung.

Dennoch: Für immer mehr Menschen spielt nicht nur die Schönheit eines Weihnachtsbaums eine Rolle, sondern auch die Nachhaltigkeit des Baums. Sie fragen sich, wo der Baum, der bei ihnen über Weihnachten in dem Wohnzimmer steht, herkommt, ob er nicht mit Chemikalien eingesprüht ist oder ob die Menschen, die in den Weihnachtsbaumschonungen arbeiten, fair behandelt werden. Könnte bei all den Fragen ein unechter Plastik-Weihnachtsbaum nicht vielleicht doch nachhaltiger sein?

Ökologisch geht!

Diese Frage wurde von dem Weihnachtsbaum-Anbauer Dirk Hill und seiner Familie beantwortet. Sie betreiben den Weihnachtsbaumanbau und -verkauf „Vogelsbergtanne“ in Ohmes. Hill sagt, dass eine unechte Plastik-Tanne eine viel schlechtere Ökobilanz habe als eine echte Nordmanntanne, der Grund: Die echte Nordmanntanne wächst bestenfalls gleich in der Region und muss nicht erst mit einem Containerschiff aus Asien, wo die unechte Plastik-Tanne in der Regel produziert wird, nach Europa geschifft werden. Dabei gelangen die Abgase des Containerschiffs in die Umwelt. Außerdem wird für die Herstellung der Plastik-Nadeln Erdöl gebraucht, mit welchem man auch sparsamer umgehen sollte, da Öl als Ressource zur Neige geht und seine Gewinnung der Umwelt sehr zusetzt.
In einer echten Tanne dagegen können sich über die zwölf Jahre, die eine Tanne zum Wachsen benötigt, Vögel einnisten und darin wohnen. Zusätzlich filtern die Tannen in dieser Zeit in dem Wald die Luft und tragen zu einer gesunden Umwelt bei. Für den Erhalt der Natur pflanzt die Familie immer neben einem geschlagenen Weihnachtsbaum einen neuen Baumsetzling, neben dem wiederum in zwölf Jahren ein neuer gepflanzt wird. Neben und unter den wachsenden Weihnachtsbäumen wächst natürlich andere Vegetation, die bei dem Weihnachtsbaumverkauf „Vogelsbergtanne“ nicht mit Chemikalien vernichtet wird, sondern weggemäht wird. Auch hier sammelt sich in der Regel viel Leben an.

In großen Weihnachtsbaumplantagen kann es schon vorkommen, dass manche Bäume mit Chemikalien besprüht werden, durch die der Tannenbaum besonders schön grün aussieht. Bei guter Pflege, so ist sich Hill sicher, könne man aber auch ohne all das sehr gute Ergebnisse erzielen. Hill hat viele Tipps auf Lager, wie man mit Hilfe weniger Handgriffe einem Baum zu feinstem Wuchs verhilft. Und er weiß, was man tun muss, wenn ein Baum vom Kunden mit besonderes weit auseinanderstehenden Astreihen – für die Verwendung von Wachskerzen – gewünscht wird, oder er eine extra langen Spitze haben soll.

Eine andere Variante zu dem klassischen Weihnachtsbaumkauf ist ein Weihnachtsbaum im Topf. Diesen pflegt man über die Weihnachtszeit und über den Rest des Jahres. Laut dem Gartenmagazin „Mein schöner Garten“ sollte man den Weihnachtsbaum auf keinen Fall in der übrigen Zeit des Jahres im Garten einpflanzen. Wenn man ihn für die Weihnachtszeit wieder in einen Topf pflanzen will, verliert der Baum viele Feinwurzeln, ohne die er in dem warmen Zimmer austrocknet. Das heißt, dass man den Weihnachtsbaum am besten das ganze Jahr in einem Topf pflegt. Außerdem ist das Aufstellen eines solchen Baumes nicht gerade einfach. Aufgrund des Temperaturunterschieds von dem Garten in das Wohnzimmer sollte man den Baum erst in einen leicht beheizten Raum stellen, bevor man ihn in das Wohnzimmer stellt. Ein Nachteil des Weihnachtsbaums im Topf ist auch, dass man meistens keinen großen Tannenbaum bekommt.

Neben den Alternativen Natur-Baum und natürlich aussehender Baum gibt es noch viele andere Möglichkeiten, Baum-Feeling in seine Wohnung zu bringen: Metallbäume mit und ohne Licht, Selbstgebastelte Holzbäume à la Pettersson und Finuns oder einfach das Umfunktionieren eine Zimmerpflanze, die mit ein wenig Glitzer von der Lichterkette in die Weihnachtswelt leuchet.

Apropos Leuchten: Sind jetzt eigentlich Lichterketten oder Kerzen ökologischer?

Alle Jahre wieder stellt sich die Frage: Was kommt an den Baum? Und wie viel? Und soll es eher glitzern und funkeln oder lieber nachhaltig und ökologisch sein?

Die Geister scheiden sich an den vielen weihnachtlichen Möglichkeiten – so viel ist sicher. Und wer würde bestreiten, dass selbst gebastelte Strohsterne nachhaltiger und ökologischer sind als glitzernde Deko made in China? Doch wer auf farbige Weihnachtsdeko steht und dazu noch auf ganz viel Glitzer, der kann sich wohl kaum für einen Stroh- oder Papierstern begeistern. Ein Mittelweg – allein, wenn es um Nachhaltigkeit und Ökologie geht – könnten Glaskugeln aus deutscher Herstellung sein: Sie unterstützen altes Handwerk, sind auf jeden Fall fair hergestellt und sind optisch ansprechend. Zwischen diesen drei Möglichkeiten – tummeln sich tausend andere: Man kann Süßigkeiten an den Baum hängen oder seine Lieblingsohrringe, Lametta oder Lebkuchen. Und Weihnachtskugeln gibt es inzwischen in jedweder Form: Schweinchen und Gurken sind nur ein Teil des großen Getümmels, das sich zu Weihnachten aus den Kisten traut und am Weihnachtsbaum glänzt.

Glänzen tut es natürlich nur, wenn es auch schön angestrahlt wird. Und auch hier ist die Frage, ob es echte Kerzen sein sollen, vielleicht sogar richtige Bienenwachskerzen, die einen unglaublich schönen Duft verströmen. Viele Menschen hält die Angst vor einem Brand von der Verwendung echter Kerzen am Weihnachtsbaum ab. Verständlich, aber schade, denn mit ein wenig Vorsicht und der richtigen Auswahl des Baumes kann man diese ganz besondere Stimmung erleben (Siehe oben, Abstände der Zweigreihen). Lichterketten haben den Charme, dass sie in der Regel keine Brände verursachen, rundherum leuchten und strahlen und das auch noch, wann immer man sie anknipst. Allzeit bereit sozusagen, im Zweifel die ganze Weihnachtszeit über. Dabei meist in Asien produziert, mit langen Transportwegen, vermutlich mit viel weniger Arbeitsschutz als hier und natürlich mit einem riesigen ökologischen Fußabdruck. Dies würde natürlich alles für die Verwendung von Kerzen sprechen. Doch die Brandgefahr ist nicht von der Hand zu weisen: Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entstehen pro Jahr rund 11.000 Schäden mit einem Gesamtschadenaufwand von mehr als 25 Millionen Euro durch Brände in der Weihnachtszeit. (Hier sind auch Adventskränze und Gestecke eingerechnet.) Die Quote ist um 40 Prozent höher als im Frühjahr oder Herbst.

Fazit: Wer Sicherheit und Ökologie verbinden möchte, könnte den Baum aus der nächstliegenden Schonung mit Strohsternen – mit Stroh vom Bauern aus der Nachbarschaft – und handgearbeiteten Glaskugeln mit Lichterketten schmücken. Ein Kompromiss zur Weihnachtszeit, der auf jeden Fall gute Stimmung macht.

https://www.hdi.de/privatkunden/versicherungen/wohnen/ratgeber-wohnen/brennender-weihnachtsbaum