Zukunftsideen für Stadt und Land made in Alsfeld

Physik-LK gewinnt 2. Preis bei Bundes-Wettbewerb „Smart Kids? Smart Grids!“

Die Energiewende wird unsere Gesellschaft tiefgreifend verändern. Dabei hat Deutschland gute Chancen, im europäischen und globalen Maßstab weiterhin eine Führungsrolle einzunehmen. Allerdings schläft auch die europäische und globale Konkurrenz nicht. Die Energiewende ist eine ökologische, aber auch eine ökonomische Chance für den Standort Deutschland. Sie schafft zukunftssichere Arbeitsplätze – gerade für die junge Generation. Ein zentraler Baustein einer erfolgreichen Energiewende ist der intelligente Netzausbau. Das Stichwort lautet „Smart-Grids“. Dass ökologische Verantwortung und wirtschaftlich nachhaltiges Handeln bestimmende Zukunftsthemen junger Menschen sind, liegt auf der Hand. Der Wettbewerb „Smart Kids? Smart Grids!“ der Deutschen Gesellschaft e.V. gemeinsam mit der E.ON Stiftung greift das Potenzial junger Menschen auf und lädt sie ein, ihre Visionen von zukunftsorientiertem Handeln in all seinen Facetten zu entwickeln und diese in einem bundesweiten Vergleich zu präsentieren. Eine Gruppe des Leistungskurses Physik der Q2 von Martin Wilhelm an der Albert-Schweitzer-Schule konnte sich für ihre Vision eines nachhaltigen, smarten Konzepts für eine Aufwertung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nun über den zweiten Platz freuen – dotiert mit 1000 Euro.

Als Einführung in die Arbeit fand ein eintägiger Workshop der Deutschen Gesellschaft an der Albert-Schweitzer-Schule statt. Hier gab es Informationen rund um die Energieversorgung in Deutschland und Europa sowie die Idee der „Smart Grids“. Gut vorbereitet machten sich die LKler an die Arbeit:

John-William Luis, Luca Rinke, Samuel Schiller, Phillipp Stork und Benjamin Strowitzki gründeten für ihr Projekt die fiktive GmbH „Smarta“. „Diese bietet eine App an, die modular verschiedene Daten zur Nutzung des ÖPNV ausliest und mithilfe eines Algorithmus bestimmt, wann man am besten z.B. zu Arbeit oder zum Einkaufen fahren kann. Wenn man hier flexibel ist, kann man die Zeiten mit den niedrigsten Verkehrsaufkommen nutzen“, erläutert Philipp Stork. Samuel Schiller ergänzt: „Ziel dabei ist es, Emissionen und Strom zu sparen. Der ÖPNV wird effizienter gestaltet, indem Kapazitäten ausgereizt werden und Verkehrsströme zeitlich umgeleitet werden. Der Endnutzer spart Zeit und muss sich nicht in vollen Bahnen und Bussen quälen.“ Als Folge dessen soll die Akzeptanz für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erhöht werden. Die Idee der „Smarta-Gruppe“ überzeugte die Jury in Berlin – nicht zuletzt, weil deren Mitglieder in der Großstadt häufig selbst zu Stoßzeiten in zu vollen U-Bahnen sitzen. Darüber hinaus wurde auch das Gesamtkonzept als außergewöhnlich gelungen wahrgenommen: Die fünf beteiligten Schüler hatten – nachdem der Projektverantwortliche der Deutschen Gesellschaft Jan Rössel die Wettbewerbsidee vorgestellt hatte – eigenständig alle nötigen Infos für die Firmengründung recherchiert, ihr Projekt entworfen und einen Vermarktungsplan über verschieden Kanäle aufgestellt. Ein gelungenes Gesamtpaket also, das – so betont Tutor Martin Wilhelm – komplett in Eigenregie und in der Freizeit der Schüler entstanden ist. Die Schüler freut es sehr, dass ihre Idee solch einen Anklang fand. Sie führen dies auch darauf zurück, dass sie ihrem Projekt die Megathemen Verkehrswende, Klimapolitik und Nachhaltigkeit zugrunde gelegt haben.

Neben diesem eher urbanen Thema der zweiten Sieger steht das Projekt der anderen Gruppe des Leistungskurses – eine Idee für den ländlichen Raum, liebevoll „Onkel Willis Energiemanagement“ genannt. Die sechs Schüler und eine Schülerin haben ein Konzept für Dorfentwicklung vorgestellt, das auf energetische Autonomie von Dörfern und Kommunen abzielt: Photovoltaik, Windkraft und Bio-Energie gepaart mit effizienten Speichermethoden und smartem Stromverbrauch sollen Ortschaften unabhängig sowohl von kommerziellen Anbietern als auch von fossilen Energiequellen machen. Mehr als das: Überproduktion kann verkauft werden und so wieder in den Haushalt einfließen, um die Gemeinde energetisch oder anderweitig weiterzuentwickeln. Die sieben LKler entwarfen ein ausgeklügeltes Konzept, das bis ins Detail geht, beispielsweise, indem es die Nutzung von Abwärme integriert. „Ziel einer flächendeckenden Umsetzung dieses Konzeptes wäre zum einen die Autonomie der Gemeinden sowie die Produktion und die Nutzung regenerativer Energie“, erläutert Daniel Lerch. „Über diesen Hebel könnte auch der Energiepreis sinken und erneuerbare Energie mehr Akzeptanz erfahren.“

Martin Wilhelm zeigte sich beeindruckt von den Ideen seiner Schülerin und Schüler. „Sie haben sich nach Interessen in den Gruppen zusammengefunden und sehr konstruktiv und zielführend gearbeitet. Man sieht hier ganz klar, dass die jungen Leute das Potenzial haben, Zukunft zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen.“

So sahen das auch die Jurymitglieder Dr. Andreas H. Appelt (Deutsche Gesellschaft e.V.), Kirsten Diederich (E.ON Stiftung gGmbH), Hannes Seidl (Deutsche Energie-Agentur GmbH) und Alexander Kleemann (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie). Sie sprachen der Gruppe der Smarta- GmbH den 2. Preis zu und ließen der Schule damit 1000 Euro zugutekommen. Die eigentlich mit diesem Preis verbundene Fahrt zur Preisverleihung nach Berlin wurde pandemiebedingt durch eine Videokonferenz ersetzt, was die Schüler natürlich sehr bedauerten. Ihr Preisgeld fließt jetzt in die Ausstattung der Technik-AG, die Videoübertragungstechnik angeschafft hat. Erstmals zum Einsatz kam diese beim kleinen Public EM-Viewing der Schule – vielleicht nicht gerade ein Ersatz für eine Fahrt in die Hauptstadt, aber in diesen Zeiten ein schönes Ereignis, das viele mit den Siegern der Albert-Schweitzer-Schule teilten.