• Verfasser: J. Merle
  • Thema: Allgemein
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Das Artenschutzhaus der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld – Ein altes Gebäude als neue Heimat für seltene Arten

Die Grundlage für das Projekt entstand in der Wald-AG der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld (ASS), die seit dem Schuljahr 2022/23 in enger Kooperation mit HessenForst (Forstamt Romrod) besteht. Ein ungenutztes Wiegehäuschen am Rand eines ehemaligen Steinbruchs bei Eifa sowie die Beobachtung von Fledermäusen, Schleiereulen und verschiedenen Amphibienarten in der Umgebung führten zu der Idee, das Gebäude zu einem Artenschutzhaus umzuwandeln. Ziel war es, einen dauerhaften Lebensraum für bedrohte Arten zu schaffen und gleichzeitig Wissen über biologische Vielfalt praxisnah zu vermitteln.

Seit Beginn des Schuljahres 2024/25 arbeiten rund zehn Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 6–10 unter Leitung von Tobias Behlen, Revierleiter Alsfeld, und Dr. Florian Meister, Lehrer an der ASS, an der Umgestaltung des Gebäudes. Dabei sind die Mädchen und Jungen  an allen Projektphasen (Planung, ökologische Analyse, bauliche Maßnahmen, Montage von Quartieren, Monitoring und Dokumentation) aktiv beteiligt. Unterstützung erfährt die AG durch HessenForst, die Schulgemeinde sowie die Fa. Pfeifer Holz Lauterbach GmbH, die – neben den Kooperationspartnern- Material spendete. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll im Sommer 2026 abgeschlossen werden. Die Betreuung und Pflege des Artenschutzhauses ist als Dauereinrichtung in der Wald-AG verankert und wird dauerhaft in Kooperation mit HessenForst fortgeführt (SDG Ziel 17 – Partnerschaften: Zusammenarbeit von Schule, Forstverwaltung, Handwerk und lokaler Gemeinschaft für ein gemeinsames Ziel).

Das Artenschutzhaus schafft Sommer- und Winterquartiere für Fledermäuse, Reptilien und Amphibien sowie Nistmöglichkeiten für Schleiereulen und (Halb-)Höhlenbrüter. Zusätzlich wird die Biotopvernetzung zwischen Steinbruch, vorhandenen Biotoptümpeln und weiteren natürlich gegebenen bzw. in der Vergangenheit geschaffenen Fledermausquartieren gefördert. Als Fledermäuse sind Kleines und Großes Mausohr sowie die Zwergfledermaus zu erwarten. Aus der Gruppe der Reptilien sollen insbesondere Ringelnatter und Schlingnatter angesprochen werden. In unmittelbarer Nähe zum Artenschutzhaus kommen Berg-, Teich- und Fadenmolch sowie der Feuersalamander neben weiteren, diversen Frosch- und Krötenarten vor. Naturnahe Laubholzbestände und Wiesenränder herrschen im Gebiet vor.

Die Maßnahmen tragen direkt zum Erhalt geschützter Arten bei und sichern langfristig wertvolle Lebensräume (SDG Ziele 13 und 15 – Maßnahmen zum Klimaschutz: Stärkung und Erhalt von Ökosystemen als Beitrag zur Klimaanpassung; Leben an Land: Schutz bedrohter Arten und Wiederherstellung von Lebensräumen).

Die Umnutzung eines historischen Gebäudes zu einem modernen Artenschutzhaus ist ein neuartiger Ansatz in der Region. Besonders ist die enge Verbindung von Naturschutz, handwerklicher Praxis und wissenschaftlicher Arbeit, die durch den Einsatz von Monitoring-Techniken wie Fledermausdetektoren unterstützt wird. Das Projekt zeigt, wie leerstehende Gebäude in wertvolle ökologische Strukturen umgewandelt werden können – ein Konzept, das sich auf andere Standorte übertragen lässt. Durch die Kooperation von Schule, Forstverwaltung und Handwerk wird ein Netzwerk geschaffen, das auch für andere Bildungs- und Naturschutzinitiativen als Vorbild dienen kann.

Das Projekt vermittelt praxisnahes Wissen über Arten- und Naturschutz, ökologische Zusammenhänge und nachhaltige Ressourcennutzung. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen und erhalten Einblick in naturwissenschaftliche Methoden. (SDG Ziel  4 – Hochwertige Bildung: Vermittlung von Umweltwissen und praktischen Fähigkeiten in einem realen Naturschutzprojekt).

So wird nicht nur das Bewusstsein innerhalb der Schule gestärkt, sondern auch die regionale Öffentlichkeit für den Wert der biologischen Vielfalt sensibilisiert. Das Artenschutzhaus ist als Dauerprojekt konzipiert. Künftige Jahrgänge der Wald-AG werden die Pflege übernehmen, Quartiere warten und das Monitoring fortsetzen. Durch die feste Verankerung in der AG-Struktur der ASS und die Kooperation mit HessenForst ist die langfristige Betreuung gesichert. Neben einer kompletten Innenverschalung des Gebäudes, werden mehrere Außenverschalungen als Hangplätze bzw. Kriechquartiere für die genannten Fledermausarten angelegt. Daneben werden das Gebäude ca. 20-25 Fledermauskästen zieren. Eine Steinschüttung im Kriechkeller bietet frostfreie Überwinterungsmöglichkeiten für Frosch- und Schwanzlurche sowie die angesprochenen Schlangen. Nach einem Einflug einer Schleiereule über den Schornstein in das Gebäude, wurde ein speziell für die Schleiereule konzipierter Nistkasten eingebaut. Zaunkönig, Meistenarten, sowie u.a. Kleiber und Trauerschnäpper haben teils schon die angebotenen Nistkästen genutzt.

Diese langfristige Ausrichtung stellt sicher, dass das Projekt über viele Jahre Wirkung entfalten kann.

Text: T. Behlen & F. Meister